Sonntag, 26. Juni 2016

Immer diese letzten Hügel / Hella Halbmarathon

Ich bin nicht in Form. Irgendwie läuft es dieses Jahr nicht so richtig. Ich komm in Leistung und Wettkampfbereitschaft nicht in die Gänge. Mag daran liegen, dass die Begeisterung für den Wettkampf in Poznan einfach nicht da ist. Eine Vorfreude ist nicht annähernd zu spüren.



Aber das ist ziemlich genau in einem Monat und so eine Halbdistanz braucht doch ein bisschen Vorbereitung. Immerhin klappt das Schwimmen so gut wie nie. Nur beim Radfahren und beim Laufen habe ich doch deutliche Defizite. Grund sind ausgefallene Einheiten und eine körperliche Unfähigkeit wirklich Intervalle zu trainieren. Dem Grund bin ich noch auf der Spur, aber es geht zur Zeit einfach nicht. Dabei hab ich eigentlich keine Wehwehchen oder so.



Diese Voraussetzungen lagen also vor, als ich mich entschied für den Hella Halbmarathon zu melden. Eher aus alter Verbundenheit, als aus der Erwartung heraus hier irgendwas zu reissen. Immerhin bin ich den Hella Halbmarathon in meiner Laufkarriere immer jedes Jahr mitgelaufen.




Ein Wort vorab zur Organisation: Die Teilnehmerzahlen des Laufes sind in den letzten Jahren explodiert. Ich kann mich noch gut an Zeiten erinnern, als bei diesem Lauf 5000 Leute mitliefen. Dieses Jahr waren es 10.000 und damit eine Steigerung von gut 2.000 gegenüber dem letzten Jahr. Das dies auch ein paar organisatorische Anpassungen notwendig macht, ist vollkommen okay und verständlich.




Nicht okay ist es, wenn man in der Ausschreibung Duschen erwähnt am Dienstag vor dem Lauf einfach mal eine Mail an alle Teilnehmer zu schreiben, dass es aufgrund der hohen Teilnehmerzahl nun leider keine Duschen gäbe. Ne Leute, das ist ein Vertrag, den man da schließt und einfach eine Leistung nicht mehr anzubieten, ist dann einfach ein Vertragsbruch.



Immerhin - und das zeichnet dann auch eine gute Organisation aus - sah man diesen Fehler ein und organisierte noch kurzfristig Duschen. Wenn diese auch in nur kleiner Kapazität vorhanden waren, sie waren vorhanden.




Nach meinem üblichen Morgenprogramm (In der Hansastraße parken, kurz auf Klo gehen, Shuttle zum Start nehmen) stand ich also am Zwick und wartete auf den Rest der Familie, Familie Honigfabrik ;-) und unseren südlichen Einkauf aus Augsburg.




Wenn man mit dem Sabbelpott der Honigfabrik läuft, dann ist gute Unterhaltung gewahrt. Und so beschloss ich, zu Beginn mit ihm und seiner Fru zu laufen. Insbesondere auch, weil ich meine Uhr zu Hause hatte liegen lassen und die vom Schwesterherzchen geliehene Laufuhr (Danke) die Pace per Meile oder so anzeigte.




Die ersten 5 waren in etwas über 33 Minuten abgehandelt und danach pendelten wir uns knapp unter einer 7 Minuten Pace pro KM ein. Irgendwann konnte die Fru unser Tempo nicht mehr halten. Sowieso ein großartiges Laufkonzept, was sie verfolgt. Sie läuft so lange es halt geht, danach geht sie halt ein bisschen und irgendwann kommt sie fröhlich ins Ziel. Ist vielleicht besser als jedes verkrampfte "heute muss aber die Bestzeit" fallen.



So liefen wir zu Zweit weiter. Bis bei dem Honigfabrik Mann das Klo rief. "Ich hol dich wieder ein" waren seine letzten Worte. Das hat er. Und ist mit Schwung an mir vorbei und hat mir am Ende noch 11 Minuten abgenommen. So lief ich die letzten 8 dann halt alleine.



Positiv: Diesmal waren die Verbindungsnazis nicht an der Strecke.




Was mir aber derbst auf den Sack geht, sind diese ganzen urbanen Laufcrews. Nur damit der Lauftreff nicht mehr so angestaubt klingt gibt man sich irgendwelche schönen Namen mit "Runners" oder "Crew" und labert was von Crew love und true love. Und im Endeffekt ist man doch ein loser Haufen, der mit wirklicher Liebe so gar nix gemein hat und ist ein ziemlich leistungsorientierter Lauftreff. Dazu malt man noch diverse Eigenwerbung auf den Asphalt und organisiert einen "Cheerpoint" der schlichtweg so übertrieben ist, dass er einfach nur als Schwanzvergleichsobjekt zu deuten ist.



Ne, meine Art des Laufens ist das nicht. Ich kann mit dieser Überpositivierung nix anfangen. In einer Gruppe von 10 Leuten finde ich immer noch 2 super, 7 okay und mindestens einen doof. Und dies wird auch in jeder Laufgruppe so sein. Ist dann halt nur die Frage, ob der eine Doofe mir den Spaß kaputt macht oder nicht. Aber "true love"? Die gibt es nur einmal. Und zwar zum Fußballverein ;-).

Und auch ist nicht jeder Lauf/Lauftreff "toll" oder wie man heute dann bitte auf Englisch schreibt "fantastic". Nein. Bei mir sind gut 50 % aller Läufe anstrengend, gerne auch mal nervig und doof. Aber trotzdem hab ich hinterher ein gutes Gefühl und mag das Laufen an sich. Aber so ist es auch bei einer Trainingsgruppe. Mal ist es super, dann scheiße und wenn mehr gut als schlecht ist, macht man weiter. Wenn nicht, dann bleibt man zu Hause.




So genug geätzt. Mehr Realität bitte.



Meine Realität bog nun auf die letzten 2 KM ein und da hat der Streckenplaner noch zwei knackige Anstiege von der Außenalster weg auf die Strecke gelegt. Da bin ich die Jahre vorher so richtig verreckt und bin gar nicht mehr in Tritt gekommen. Dies war dieses Jahr anders. Ich bin zwar auch ein Stück gegangen, aber doch schnell und locker wieder angelaufen. So hab ich nicht viel Zeit verloren und konnte endlich mal ein Tempo von KM 6 bis KM 21 durchhalten.




Im Ziel stand dann eine 2:25:25 für mich zu Buche. Ja, ich kann Halbmarathon doch noch deutlich schneller, wenn ich denn in Form bin. War ich aber nicht. Letztes Jahr stand eine 2:24:38 am Ende in den Ergebnislisten, das stimmt mich dann ja doch positiv, dass ich wieder in diesen Bereich gekommen bin.

Insgesamt ein guter netter Lauf mit netter Begleitung (Danke noch mal). Next stop? Ich weiß es noch nicht. Ich hätte irgendwie Bock auf einen kurzen Triathlon in nächster Zeit.





Sonntag, 5. Juni 2016

Der Potsdamer Schlösserlauf 2016

Huch! Ich hab schon wieder sehr lange nix geschrieben hier. Vielleicht auch, weil es nix zu schreiben gab. Viel krank, viel rumtrainiert, ohne so wirklich in die Gänge zu kommen. Aber nun läuft es langsam wieder in die richtige Richtung, die Radkilometer explodieren, schwimmen läuft so gut wie nie zuvor und laufen, ja das wird schon irgendwann kommen.


Leben ist ja bekanntlich das, was passiert, wenn man andere Pläne macht. Und so ist das auch mit dem Schlösserlauf in Potsdam. Eigentlich mal geplant um mal wieder einen Halbmarathon mit J. zu laufen. Sie wurde dann krank, ich wollte ihn erst schnell, dann gar nicht, dann langsam laufen.


Nun gut, nach einem guten Carboloading am Vorabend (dankeschön nochmal J.) war am Wettkampftag sehr schnell klar, dass es eine Hitzeschlacht geben würde.


Als ich mein Auto in das Parkhaus gestellt hatte und zum Start schlenderte, schwitzte ich schon so stark, wie bei anderen Rennen, wenn ich Vollgas laufe. Und seien wir ehrlich: Aus mir wird kein Hitzeläufer mehr. Lustigerweise stört mich Hitze beim Radfahren nahezu gar nicht, so dass Triathlon bei Hitze ganz gut geht, aber reines Laufen?


Der Lauf findet in einer DDR geprägten Sportanlage statt. D.h. viele Hallen, ein großes Leichtathletik Stadion und damit Platz für mindestens 15.000 Teilnehmer. Außer, dass die Startaufstellung relativ eng ist. Startnummer konnte man schon am Vortag holen, alle Helfer super freundlich und engagiert und das ganze super organisiert. Die Strecke selbst mit rotem und gelben (für die 10 KM) Streifen auf der Straße und allen Parkwegen markiert. Für eine mittelgroße Veranstaltung ist das schon richtiger Luxus.


Hinzu kamen noch insgesamt 7 (ich meine 7, allemal derbe viele) Verpflegungspunkte auf der Strecke. Wenn man bedenkt, dass genügend Halbmarathone mit zwei Verpflegungspunkten auskommen, dann war dies hier eigentlich Luxus. Der an diesem Tag aber auch notwendig wurde.


Die Strecke an sich eignet sich für ein Speedsightseeing. Potsdam ist ja ohne Frage eine der schöneren deutschen Städte, so dass man in dem Lauf eigentlich keine einzige wirklich hässliche Ecke mitnimmt. Wahnsinn.


Die ersten 5 KM ging ich in lockeren 6:30 bis 6:45 an. Aber schon hier war klar: Das geht nur so lange wir uns in einem Bereich befinden in dem Häuser noch Schatten spenden. Bereits die erste Wasserstelle nach 3,5 KM (!) war umlagert, so dass es definitiv nicht nur mir so ging.


Als wir dann über eine Brücke in den Park Babelsberg gelangen sollten, war mir klar, dass ein laufen der Steigung schlichtweg Blödsinn gewesen wäre. So kam es also bei km 6 zu einer ersten Gehpause. So hielt ich es auch den restlichen Weg. Wenn es bergauf ging, wurde gegangen. Ich hatte keine Ambitionen auf eine Zeit hier, hatte die Woche vorher voll trainiert, so dass ich es einfach gemütlich angehen lies.

Dies taten sehr viele Leute, die ich als sehr viel trainierter ansehe, als ich es bin. Oh Wunder, es gibt Vernunft bei Läufern.

Auffällig viele Kieler waren am Start und so musste ich eine Kielerin fragen, ob ihre Stadt nun leer sei und alle Kieler hier seien. Ihre schlagfertige Antwort war, dass alle vernünftigen Kieler auf der Förde zu Hause sein mit ihrem Boot. Einer der Kieler Lauftreffs war aber für ein ganzes Wochenende in Potsdam und so erklärten sich die vielen Kieler am Start. Ein weiterer Satz von ihr: "Ich mach das ganz ruhig, es ist zu warm. Und Altersklassensieger wird keiner von uns."

Ich mag diese Einstellung beim Laufen. Und legte sie nun selber an den Tag. Kinder wurden abgeklatscht, Wasserduschen ausgiebig genutzt.  Später lief dann eine Dame mit einem Shirt des "Nephrologischer Morgenlauf" vor mir. Ich musste fragen. Und weiß nun was ein Nephrologe ist. Wusste ich vorher nicht.

Nun ging es weg vom Wasser und durch die Russische Kolonie in die Parklandschaft von Potsdam. Und es ging kein Lüftchen mehr.

Was dazu führte, dass ungefähr alle 300 Meter ein Krankenwagen im Einsatz war. Viele Läufer hatten sich bei dem Wetter einfach übernommen oder Warnsignale überhört. Und so mussten viele Kreislaufzusammenbrüche etc. behandelt werden. Man kann und muss hier auch nach einer Mitverantwortung des Veranstalters fragen. So super der Lauf organisert ist, so bleibt doch die Frage, ob gerade bei einem Halbmarathon nicht die Läufer vor sich selbst geschützt werden müssten. Insbesondere, da es bei Halbmarathonis sich nicht um einen Haufen Freaks handelt, wie z.B. bei einem Volldistanz Triathlon. Und so waren die "Kunden" der Krankenwagen diesmal auch nicht die sportlichen Männer zwischen 30 und 40, die ihre Bestzeit unbedingt angehen müssen, sondern ein bunter Querschnitt des Läufervolkes. Puh.


Ganz ehrlich: Ich nahm raus. Noch mehr als sowieso schon. Ich wollte ins Ziel kommen, aber gerne auf eigenen Füßen. Und mir war es schlichtweg zu warm um noch nennenswerte Strecken in einem nennenswerten Tempo zu laufen.


Da latscht man dann durch die Parks und Schlösser und genießt die Aussicht.

Bemerkenswert: Für den Lauf hatte man auch echte Hauptstraßen mit Straßenbahn einfach gesperrt. Und die Straßenbahn fuhgr nicht etwa gar nicht, sondern stand halt ganz entspannt mit an der Absperrung. Wohlgemerkt bei KM 15, wo so ein Feld ja auch ein bisschen länger braucht, bis es durchgeflossen ist.


Trotz meiner Schneckengeschwindigkeit kam ich irgendwann ins Ziel, nahm meine Medaille und wollte nur noch raus aus der Sonne. Ich war echt durch. Und zwar nicht von den Beinen, sondern vom warm sein.

2:41:54 steht in der Ergebnisliste. Das macht Platz 2675 von 2811 ins Ziel gekommenen. Wohlgemerkt: 4.500 Meldungen. Das zeigt schon, wie heftig das Wetter war.


Meine Beine sind heute so locker, wie noch nie nach einem Halbmarathon. Das zeigt mir, dass bei entsprechendem Wetter doch eine deutlich andere Zeit drin gewesen wäre und sagt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

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