Sonntag, 6. September 2015

Kurz und schmerzlos / Der Alsterlauf

Ich habe mit dem Alsterlauf eine lustige Historie. Es war der Volkslauf für den ich mich als erstes angemeldet habe und am Ende war es mein zweiter Volkslauf überhaupt. Eine 1:02 lief ich damals (2010) über meine ersten 10 KM. Ich war auch schon vorher Jahre früher (um 2003 herum) mal für dieses Rennen angemeldet, aber da habe ich noch Angst vor dem Laufen gehabt, bin nicht gestartet und hätte nie gedacht, dass ich mal Marathon laufe.


Und nach diesem ersten Mal gab es nie ein zweites Mal. Bis zu diesem Jahr. Eine Woche vor Almere noch mal den Körper auf Dampf bringen und einen schnellen 10er laufen war der Plan. 10 KM Wettkämpfe sind so ein bisschen komisch. Sie sind so schnell vorbei. Aber gerade deswegen eignen sie sich um noch mal kurz vor einem langen Ding ein bisschen auf die Tube zu drücken und ein Gefühl für Geschwindigkeiten zu bekommen.


Der Alsterlauf ist eine gut organisierte Massenabfertigung durch die bewährte BMS Laufgesellschaft. Man kann über nix meckern, viele Dixies, eine angenehme Strecke um die Außenalster und eine ordentliche Zielverpflegung. Ein alter Kritikpunkt ist, dass es auf den 10 KM keine Wasserstelle gibt. Der Veranstalter begründet dies mit organisatorischen Schwierigkeiten (Strecke zu eng), was man nachvollziehen kann. Und da es auch deutlichst angekündigt ist, kann man sich als Läufer selber helfen (ich durch das mitführen einer Flasche).


Ich war wie üblich viel zu früh da, war gerade fertig mit dem Dixie Support, als der kommender Triathlon Weltmeister mir über den Weg lief. Immer wieder schön dich zu treffen. Noch ein bisschen geschnackt, sich über späte Saisonrennen ausgekotzt und dann war es auch schon Zeit sich warm zu laufen. Ja vor 10 KM tue selbst ich das sehr ausgibig. Nicht jetzt noch eine Verletzung riskieren. Dabei noch die kleine aber feine Abteilungsabordnung getroffen, die sich "wieder zum Horst" machen wollte, sprich für ein Duschmittel Werbung laufen wollte.


Ich war zu spät in der Startaufstellung und stand deswegen sehr weit hinten. Geplant hatte ich irgendwo bei 60 Minuten Zielzeit mich in den Startkanal zu stellen. Gestanden habe ich gut 5 Meter dahinter. Nun gut. Bei diesem Rennen überholt  man die ersten Kilometer immer nur Leute, weil einige Menschen anscheinend überhaupt keine Selbsteinschätzung haben. Oder einfach ignorant sind.


Startschuss und los ging die wilde Hatz. Ich lief erstmal los und der erste Blick auf die Uhr zeigte eine 5:07 Pace. Äh bei aller Liebe, das halte ich nicht 10 KM durch. Also umstellen auf das, was Otto Rehagel mal als "kontrollierte Offensive" bezeichnete. Erster KM trotzdem in 5:17. Okay, die überhole ich hier kurz, jetzt freie Bahn und locker laufen. Neuer Blick auf die Uhr. 4:45 Pace? Nein, das ist immer noch nicht wirklich kontrolliert. Ohhhhmmmm. Nimm mal ein bisschen raus.


Nun war der Rhythmus gefunden und ich lief immer irgendwas zwischen 5:25 und 5:35. Auch immer je nachdem, was wir gerade für einen Hügel vor der Brust hatten. Bei KM 5 begann ich erstmal zu rechnen, was so denn drin wäre. 55:XX? Oh das geht noch. Das wäre doch mal eine lässige Zeit. Aber die Beine!

Und gerade als ich die Beine dann doch anfing zu spüren, sah ich am Horizont (also ca. 30 Meter vor mir) einen bekannten geschmeidigen Laufstil. Die Ulla! Also geben wir noch mal ein bisschen Gas und spielen "Ulla oder umfallen". Es wurde "Ulla" und mit einem 5:13 KM hatte ich sie eingeholt. Und ein bisschen überzogen. Also erstmal hinter ihr her. Ich musste so 5 Meter sie weg lassen, aber danach hatte ich mein Tempo wieder und konnte ihr locker folgen. Noch 3 KM. Nun ein bisschen auf und ab in einer sonst relativ flachen Strecke. Und wenn ich jetzt zweimal unter 6 Minuten bliebe, dann würde das was werden mit 55:XX, wenn auch knapp.

Die Ulla war ein guter Hase, lies dem Star ab KM 8 den Vortritt und so ging ich in "Endspurt" Modus. Wenn da nicht diese blöde Steigung zum Hauptbahnhof wäre. Die Pace deutlich über 6 Minuten, die 55 in weiter Ferne. Aber die Steigung endet und die Zielgerade ist lang und abschüssig. Also noch mal Gas, die Pace nun weit unter 6:00 und nach 55:51 (offiziell) blieb die Uhr stehen.

Das ist Bestzeit über 10 KM und im Ziel fühlte ich mich trotz Vollgas ganz okay. Man zerstört sich auf 10 KM eben nicht vollständig.


Im Ziel dann wieder den besten Hasen der Welt aufgesammelt (noch mal Danke Ulla, das war einfach perfekt) und auch noch ihren fliegenden Bruder gefunden, der schon sprichwörtlich geduscht hatte. Schnelle Familie.


Bier alkoholfrei gab es auch noch und so war ein perfektes Rennen gelaufen.

Was bleibt? Die Feststellung, dass für Almere alles da ist. Einzige Unsicherheit: Habe ich die Ausdauer dies auch bis zum Ende durchzuhalten? Das weiß man aber immer erst am Renntag. Wir werden es sehen. Diese Woche noch mal alle Disziplinen locker trainieren und dann auf in den Kampf.



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